Chronik

Anfänge des Feuerwehrwesens bis 1883

Waldböckelheim brannte im Laufe der Geschichte mehrmals nieder oder wurde niedergebrannt. Gelöscht wurde in diesen Zeiten stets von der gesamten Bevölkerung und das mit primitiven Mitteln. Erste Dokumente über ein halbwegs geordnetes Feuerwehrwesen in Waldböckelheim stammen aus dem Jahr 1827. Der damalige Brandweiher, aus dem das Löschwasser entnommen werden konnte, musste instand gesetzt werden. 1851 wurde in der Nähe der Schule ein euer Brandweiher gebaut.

Zeit der Pflichtfeuerwehr von 1883 bis 1935

Die in dieser Zeit noch überwiegend auf Nachbarschaftshilfe beruhende Brandbekämpfung wurde durch das „Gesetz über die Allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883“ reorganisiert. Aufgrund einer Verordnung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, zu der Waldböckelheim gehörte, wurden damals Pflichtfeuerwehren errichtet, sofern freiwillige Feuerwehren nicht existierten oder sich nicht genügend Freiwillige fanden.

Die Pflichtfeuerwehr Waldböckelheim bestand damals aus drei Abteilungen mit mehr als 120 zum Dienst verpflichteten Feuerwehrleuten. Unterteilt waren diese in zwei Spritzenabteilungen und eine Rettungsabteilung zu zwei Steigerzügen. Die Steigerzüge rückten mit sogenannten Rüstwagen aus, um die Rettung von Menschenleben oder die Bergung von wichtigen Gütern mittels Anstell- und Hakenleiten sowie Rettungsleinen sicher zu stellen. In der Wichtigkeit rangierten sie also vor den Spritzenabteilungen.

Aufgabe der Spritzenabteilungen war die Brandbekämpfung. Ausgerüstet waren diese mit zwei fahrbaren Druck- und Saugspritzen, einer leichten tragbaren Spritze, fünf Feuerhaken, sechs Leitern und 120 ledernen Feuereimern. Darüber hinausgehende Ausrüstung, wie etwa Schutzkleidung, musste selbst gestellt werden. Erst im Jahre 1901 wurde diesem Missstand abgeholfen, als zumindest die Steigermannschaften Uniformen, Helme und Äxte erhielten.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wandelte sich dann die Pflichtfeuerwehr Waldböckelheim unter dem Landbürgermeister Heinrich Hahn, der als Wehrführer fungierte, zu einer gut ausgebildeten und, zumindest für die damaligen Verhältnisse, auch gut ausgerüsteten Feuerwehr.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit Inflation und Wirtschaftskrise war für die Feuerwehr eine Zeit des Mangels. Die Mannschaftsstärke wurde erhöht, ein Versuch mangelnde Qualität in der Ausrüstung durch eine große Anzahl von Helfern zu ersetzen. Das Ergebnis war allerdings, dass die Pflichtfeuerwehr Waldböckelheim immer mehr verkam. Die Übungen wurden lustlos und ohne großes Interesse abgehalten. Die Mannschaften erreichten nie einen den Erfordernissen entsprechenden Ausbildungsstand.

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, Krieg und Nachkriegszeit 1935 bis 1956

Aus Unzufriedenheit über diesen Zustand schlossen sich am 12. April 1935 dreißig Männer dieser Pflichtfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr Waldböckelheim zusammen. Diese wurde noch im Mai desselben Jahres durch den damaligen Kreisfeuerwehrführer Schmidt bestätigt. Die Freiwillige Feuerwehr Waldböckelheim konnte damit ihre Tätigkeit aufnehmen. Erstmals wurden auch jetzt für ganz Deutschland Normen für die Feuerwehr durchgesetzt und die Gemeinden verpflichtet, für einen guten Ausrüstungsstand der Wehren zu sorgen. Die Waldböckelheimer Wehr bekam im Jahre 1937 die erste Motorspritze, eine TS 6/6 mit DKW-Motor.

Ab Mitte der dreißiger Jahre zeichneten sich dann die Schattenseiten des Dritten Reiches für die Freiwillige Feuerwehr Waldböckelheim ab. 1936 mussten die Wehrmänner aufgrund der Nürnberger Rassengesetze eidesstattliche Erklärungen bezüglich ihrer arischen Herkunft abgeben, ein Jahr später wurde von beitrittswilligen Waldböckelheimern ein Leumundszeugnis verlangt. Militärischer Gruß und Stillstehen wurden eingeführt, eine Exerzierabteilung für Ehrenwachen verbindlich vorgeschrieben. 1938 trat dann die Feuerwehrausbildung endgültig in den Hintergrund. Auf dem Dienstplan standen jetzt Fußexerzieren und Marschübungen mit Gepäck.

Im Jahr 1939 wurden sogenannte Luftschutzkarren angeschafft und eine intensive Ausbildung an diesen betrieben. Der kommende Krieg warf seine Schatten voraus. Bei Kriegsbeginn wurden die meisten Wehrmänner zur Wehrmacht eingezogen, ihre Plätze in der Heimat von Alten und Hitlerjungen eingenommen, die nicht oder noch nicht gezogen worden waren. Zwar blieb Waldböckelheim von den schlimmsten Folgen des Krieges verschont, seine Feuerwehr aber kam unter dem provisorischen Wehrführer Heinrich Dupuis in Darmstadt, Wiesbaden, Bad Kreuznach und anderen bombardierten Städten bei Aufräumarbeiten zum Einsatz.

Nach dem Zusammenbruch 1945 gab es auch bei der Feuerwehr eine Zäsur. Viele der Feuerwehrmänner, die den Krieg überlebt hatten, wollten von Uniformen, Sirenen und ähnlichem nichts mehr wissen, gleichzeitig waren die jüngeren meist noch zu unerfahren, um deren Platz gleichwertig einnehmen zu können. Auch die Ausrüstung ließ zu wünschen übrig. Sie war, sofern überhaupt noch vorhanden, veraltet oder doch meist reparaturbedürftig, jedoch fehlte das Geld sowohl für Neuanschaffungen als auch für Reparaturen.

Wehrführer in der schweren Zeit des Neuanfangs zwischen 1945 und 1947 war Philipp Jung. Ihm und seinen Nachfolgern ist es zu verdanken, dass die Freiwillige Feuerwehr Waldböckelheim die Zeit des Wiederaufbaues gemeistert hat und nach und nach auch wieder moderne Ausrüstung erhielt.

Modernisierung 1956 bis heute

1956 wurde von der Gemeinde Waldböckelheim eine Pumpe vom Typ TS 8/8 angeschafft, drei Jahre später folgte das erste Feuerwehrfahrzeug, ein VW-Bus. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Feuerwehr immer auf ein Gespann oder den Traktor eines Landwirtes angewiesen. Ein richtiges Gerätehaus war nicht vorhanden. Die Feuerwehr war zunächst in einer Scheune in der Lindenstraße und nach dem Neubau der Schule in einer Garage unter der Turnhalle untergebracht.

1967 trat Klaus Messer nach einem Jahr als Wehrführer zurück. Ihm folgte Hermann Andrae. In seiner Zeit als Wehrführer wurden Ausbildung und Ausrüstung erneut verbessert, so erhielt die Feuerwehr 1974 ein zweites Feuerwehrauto, ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), welches bis zur Ausmusterung Ende der neunziger Jahre im Dienst war.

1977 gründeten Friedhelm Greulach sen. und Ernst Messer eine Jugendfeuerwehr, mit dem Ziel, Nachwuchs für die Wehr zu werben und auszubilden.

Mit dem Inkrafttreten des Landesbrand- und Katastrophenschutzgesetzes im Jahr 1981 ging die Zuständigkeit für die Feuerwehren von der Orts- auf die Verbandsgemeinde über. Die nun bessere finanzielle Ausstattung hatte erhebliche Auswirkungen auf die materielle Ausrüstung der Wehren und die Möglichkeiten zur Weiterbildung der Wehrleute.

Anfang der achtziger Jahre zog die Feuerwehr in die Garage neben dem „Alten Amt“ ein, wo erstmals genügend Platz für die Unterbringung und Wartung der Gerätschaften und auch für die Pflege der Kameradschaft war. Im Jahre 1985 wurde die Ausrüstung um eine weitere Pumpe vom Typ TS 8/8 ergänzt.

Ihren fünfzigsten Geburtstag feierte die Freiwillige Feuerwehr Waldböckelheim im Juli 1987, zwei Jahre verspätet, unter großer Teilnahme der Bevölkerung. Im Jahr darauf übergab Hermann Andrae sein Amt als Wehrführer nach zwanzigjähriger Tätigkeit an Udo Hartmann, der die Wehr fünf Jahre lang führte. Unter Frank Schlarb, ab 1993 Wehrführer, wurde in den neunziger Jahren die Ausbildung intensiviert, um dem großen Ziel, ein neues Fahrzeug und ein neues Gerätehaus zu erhalten, näher zu kommen. Die Wehrangehörigen zeigten in dieser Zeit großes Engagement. Nachfolger von Frank Schlarb, der 2006 zum Wehrleiter der VG Rüdesheim ernannt wurde, wurde Marco Pfeuffer, der das Amt bis 2010 inne hatte. Ihm folgte Christian Vollmer, der 2016 zum Wehrleiter der Verbandsgemeinde Rüdesheim gewählt wurde.

Seit 05.08.2018 wird die Einheit von Wehrführer Björn Sutor und seinen beiden Stellvertretern Thomas Funk und Christian Burkard geführt.

Technisierung 1995 bis heute

Die jahrelange Arbeit und Ausbildung trug schließlich Früchte, denn 1995 wurde im Rahmen des Verbandsgemeinde-Feuerwehrtages in Weinsheim ein neues Fahrzeug übergeben, ein Löschgruppenfahrzeug 8/6 (LF 8/6) mit einem Wassertank von 600 Litern. Nun zeigte sich, dass die Räumlichkeiten für die Unterbringung der Fahrzeuge sowie Ausrüstung völlig unzureichend waren. Die Verbandsgemeinde entschloss sich daher zum Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Bockenauer Straße. Dieses wurde im Jahre 1999 eingeweiht und an die Wehr übergeben.

Begünstigt durch das neue Fahrzeug und die Möglichkeiten des Gerätehauses, wandelte sich das Aufgabenfeld der Feuerwehr zunehmend von der Brandbekämpfung hin zur technischen Hilfeleistung, insbesondere bei Verkehrsunfällen. Durch die Bundesstraße 41 ist diese technische Hilfe zu einer wichtigen Aufgabe geworden, die, wenn auch nicht unbedingt in der Einsatzstatistik, so doch im Ausbildungsdienst, großen Raum einnimmt.

Im Juli 2009 erhöhte sich erneut der Einsatzwert der Feuerwehr. Die Verbandsgemeinde beschaffte ein Mehrzweckfahrzeug 3 für technische Hilfe, ausgerüstet mit Seilwinde und anderem technischen Gerät und stationierte es in Waldböckelheim. Ebenfalls neu in Dienst gestellt werden konnte ein neues Mannschaftstransportfahrzeug MTF, das auch der Jugendfeuerwehr zur Verfügung steht. Im Jahr 2013 wurde mit finanziellem Zuschuss des Fördervereins ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug angeschafft.

Seit vielen Jahren sind außerdem mehrere Kameraden, die wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausgeschieden sind, beim Ausbau des Gerätehauses und bei der Pflege der Anlagen um das Gebäude tätig. Außerdem helfen sie bei Festen und Veranstaltungen.